Kabale und Liebe Basisinformationen zu Kabale und Liebe: Textsorte: bürgerliches Trauerspiel in 5 Akten Entstehungszeit: Juni 1782- Juli1783 Einordnung: Sturm und Drang Zeit der Handlung: Winter 1781/1782 Ort der Handlung: deutscher Fürstenhof Hauptfiguren: Präsident von Walter, sein Sohn Ferdinand, sein Sekretär Wurm, Hofmarschall von Kalb, Lady Milford (Johanna Norfolk), Stadtmusikant Miller, seine Frau, seine Tochter Luise Dramentyp: Tragödie Thema: soziale Missstände eines absolutistischen Kleinstaates: Das Scheitern einer unstandesgemäßen und untugendhaften Liebe, welche durch eine Intrige zerstört wird. Inhalt: Luise Miller ist die Tochter eines Stadtmusikanten. Sie und Ferdinand, der Sohn des Präsidenten Walter, sind ineinander verliebt. Der Sekretär des Präsidenten, Wurm, interessiert sich ebenfalls für Luise. Die Mutter Luises erhofft sich durch die Beziehung ihrer Tochter deren gesellschaftlichen Aufstieg. Ihr Vater lehnt die Beziehung jedoch rigoros ab. Auch der Präsident lehnt die Beziehung seines Sohnes zur bürgerlichen Luise ab. Ferdinand soll die Heirat mit Lady Milford eingehen. Der Präsident will seine Machtstellung dadurch ausbauen. Wurm möchte die Beziehung der Liebenden sabotieren und erhält hierfür grünes Licht vom Präsidenten.
Handlungsübersicht 1.Akt: Exposition 1.- 4. Szene bei Millers: •
Streitgespräch zwischen Miller und Frau → Differenzen zu Luises Beziehung mit Ferdinand
•
Wurm, der Sekretär des Präsidenten, möchte Luise als künftige Braut → in Millers Augen zu schlecht für Luise
•
Wurm erfährt von Luises und Ferdinands Beziehung → kein Anspruch auf Luise
•
Luise kommt aus der Kirche und spricht von ihrer Liebe zu Ferdinand, ahnt aber, dass ihre Liebe innerhalb der Standesgrenzen unmöglich ist
•
Ferdinand kommt und stellt Liebe zu Luise über alle Grenzen
5.-7. Szene im Saal des Präsidenten •
Wurm informiert den Präsidenten über Beziehung von Ferdinand zu Luise
1 von 16
•
Präsident hält Luise für eine Hure und ist nicht beunruhigt → legitime Verbindung nicht möglich, weil Ferdinand die Lady Milford heiraten soll → steht somit in Gunst des Fürsten
•
Hofmarschall von Kalb verbreitet Neuigkeit der Heirat am Hofe
•
Vater-Sohn-Konflikt → Ferdinand weigert sich, Lady Milford zu heiraten → Aussichten auf Karriere bei Hofe sind ihm unwichtig
2.Akt: steigende Handlung 1.-3. Szene: Bei Lady Milford •
Lady Milford äußert im Gespräch mit ihrem Kammermädchen ihre Abneigung vom Adel und dessen Intrigen → verachtet Schmuck des Fürsten, welcher durch den Verkauf von Landeskindern bezahlt wurde → lässt den Schmuck verkaufen, dessen Erlös an Brandopfer gehen soll
•
ihre Zukunftshoffnung ist Ferdinand → kann vom höfischen Leben entfliehen
•
Ferdinand kommt und wirft Lady Milford das Dasein als Mätresse vor und macht sie für Unterdrückung und Ausbeutung des Volkes mitverantwortlich
•
Lady Milford erzählt ihm ihre Lebensgeschichte und, dass sie positiven Einfluss auf den Fürsten hat → Ferdinand entschuldigt sich, aber seinen Entschluss, sich der geplanten Heirat zu widersetzen, ändert dies nicht.
4.-7. Szene: Bei Millers •
Ferdinand, Luise und Millers werden vom Präsidenten unerwartet besucht
•
Präsident verschafft sich Klarheit über die Beziehung → spricht mit Luise
•
gespannte Kommunikationssituation verschärft sich, als der Präsident Luise indirekt als Prostituierte bezeichnet → Vater Miller kann diese Unterstellung nicht akzeptieren → erhebt sich gegen den Präsidenten → Konflikt eskaliert → Präsident will sich sein Recht gewaltsam verschaffen
•
Ferdinand bewahrt Familie Miller von der Katastrophe und droht dem Präsidenten öffentlich zu machen, wie er durch illegale Mittel an seine Position gekommen ist
3.Akt: Höhepunkt 1.-2. Szene: Im Saal des Präsidenten •
Wurm und Präsident entwickeln eine Intrige, welche Luise bei Ferdinand in den Verdacht von Untreue gebracht wird → Liebesbrief, Millers in Gefangenschaft, Luise schwört Eid, Hofmarschall von Kalb = fiktiver Liebhaber Luises
4.Szene: bei Millers •
Ferdinand möchte mit Luise fliehen, aber Luise will ihren Vater nicht verlassen oder die Rache des Präsidenten auf sich ziehen
•
Ferdinand wird aggressiv und zerstört eine Violine
•
Luise macht sich für alles verantwortlich
•
Ferdinand verdächtig Luise der Untreue
5.-6. Szene: bei Millers
2 von 16
•
Ferdinand geht und Wurm kommt → Luise schreibt aus Angst um Vater den Liebesbrief an Hofmarschall von Kalb
4.Akt: Retardation 1.-5. Szene: Ferdinand •
Zeitsprung: Ferdinand erhält den Brief und fühlt sich in seinem Verdacht bestätigt → fühlt sich von Luise betrogen
•
kämpft mit Hofmarschall von Kalb → dieser bekennt wahrheitsgemäß, dass er Luise noch nie gesehen hat und, dass Ferdinand von seinem Vater betrogen wird
•
Ferdinand fasst den Entschluss, Luise und sich zu töten
6.-10. Szene: Bei Lady Milford •
Luise kommt zu Lady Milford → diese möchte Luise zuerst als Zofe einstellen
•
Dialog wird zum Machtkampf: Lady Milford droht Luise und will sich ihr Recht auf Ferdinand verschaffen ↔ Luise verweist auf Unmoral der Hofgesellschaft und verzichtet freiwillig auf Ferdinand → kündigt Selbstmord an
•
Lady Milford lässt ihr bisheriges Leben als Mätresse des Fürsten zurück und reist aus dem Land aus
5.Akt: Katastrophe 1.-8. Szene: bei Millers •
Luise ist vom Selbstmord entschlossen und schreibt einen klärenden Brief an Ferdinand, da der Tod sie vom Schwur, den sie Wurm geleistet hat, löst
•
Miller hält Luise von Selbstmordgedanken ab → zerreißt Brief und will gemeinsam mit Miller die Stadt verlassen
•
Ferdinand kommt und konfrontiert Luise mit dem Liebesbrief, er schickt Miller mit einer Nachricht zum Präsidenten und ist nun mit Luise allein
•
er schüttet Gift in die Limonade und trinkt davon und veranlasst auch Luise davon zu trinken
•
angesichts des unausweichlichen Todes fühlt sich Luise nicht mehr an den Eid gebunden und klärt Ferdinand mit der Wahrheit auf → Luise stirbt
•
Ferdinand wird bewusst, eine Unschuldige getötet zu haben und konfrontiert den Präsidenten, als dieser kommt, mit den Folgen seiner „Kabale“
•
der Präsident will die Schul auf Wurm schieben, aber dieser redet sich heraus → macht Ferdinands Drohung, von den Machenschaften des Präsidenten zu erzählen, wahr
•
der Präsident fleht seinen sterbenden Sohn an, ihm zu verzeihen → Ferdinand reicht ihm seine Hand
•
der Präsident liefert sich den Gerichtsdienern aus
3 von 16
Historischer Kontext: Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation •
Schillers Lebensspanne = Endphase des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
•
Gremium = einheitliche Institution des Reiches o
Besteht aus Kaiser, Kurfürsten, Grafen und Freiherren
Absolutismus und Territorialstaaten •
Absolutismus = Regierungsform, bei der eine Person als Träger der Staatsgewalt eine von anderen Personen oder Institutionen nicht kontrollierte Macht ausübt
•
König Ludwig XIV diente als Vorbild
•
Landesherren bauten stehende Heere, eine eigene Justiz und einen eigenen Verwaltungsapparat, um ihre Macht zu untermauern
Prachtentfaltung am württembergischen Hof •
Schiller wuchs in Herzogtum Württemberg auf, welches seit 1745 von Herzog Carl Eugen regiert wurde
•
Nur 60000 Einwohner
•
Hof sollte durch Ausbau zum kulturellen Mittelpunkt werden
•
Unsummen von Geld für rauschende Feste und Bälle verschwendet
Untertanen zahlen die Zeche •
Untertanen mussten finanziell ausgepresst und zu Hilfsdiensten verpflichtet, um Staat vor Ruin zu bewahren
•
Verkauf junger Soldaten o
Schiller greift diese Problematik in seiner „Kammerdienerszene“ (II, 2) auf
Stellung der Frau am Hofe •
Frau = Sexobjekt
•
Dementsprechend aufreizendes Erscheinungsbild
•
Offizielle „Geliebte“ = Privileg des Adels
•
Carl Eugen soll etliche einheimische und ausländische „Geliebte“ gehalten haben o
Thematik kommt im Dialog zwischen Ferdinand und Lady Milford (vgl. II,3) zur Sprache, welche im Drama die Mätressenproblematik verkörpert
o
Carl Eugens Geliebte Franziska von Hohenheim diente als historsiches Vorbild für Lady Milford
4 von 16
Das Bürgertum •
Politisch ohnmächtig
•
Aufbruch in bürgerliche Gesellschaft nur in Literatur und Philosophie
•
Gesellschaftliches Ideal entwickelt, das das zunehmende Selbstbewusstsein des Bürgertums widerspiegelt
•
Geistige , moralische und wirtschaftliche Fähigkeiten sollten Stellenwert des Einzelnen bestimmen
Gattungsspezifische Informationen :
-> Bürgerliches Trauerspiel => Drama > Spielt in der Welt des Bürgertums -> „ Bürgerliche Privatwelt“ > Die Tragik liegt in dem Schicksal des Bürgertums > Durch die Moral versucht das Bürgertum sich vom Adel
abzugrenzen
> Propagierung einer bürgerlichen Tugendlehre und empfindsam-
moralischen
Geschäftskultur -> Wandel im Thematischen, Inhaltlichen und Sprachlichen von Trauerspielen > Hauptveränderung in der Ständeklausel
->Ständeklausel (von Aristoteles): > Adel in Tragödien dargestellt (Probleme, Konflikte, Schicksale) > Bürgertum in Komödien dargestellt (Lebensweise der Bürger verspottet) Aufbau eines Bürgerlichen Trauerspiels :
5 von 16
Drama: Geschlossenes Drama
Offenes Drama
Handlung
> Einheitliche, in sich abgeschlossene Handlung > Kausale Verknüpfung der Szenen > Einzelne Handlungen als logische Abfolge
> Mehrere Handlungen gleichzeitig > Zerrissenheit der Handlungsabläufe > Relative Autonomie einzelner Episoden
Zeit
> Einheit der Zeit > Zeit nur Rahmen des Geschehens > Keine Zeitsprünge
> Ausgedehnter Zeitraum > Zeit greift in die Ereignisse ein > Zeitsprünge zwischen Szenen
Ort
> Einheit des Ortes > Ort nur Rahmen des Geschehens
> Vielheit der Orte > Räume charakterisieren und determinieren Verhalten
Personen
> Geringe Zahl > Ständeklausel > Hoher Bewusstseinsgrad
> Größe Zahl > keine Ständeklausel > Komplexes Zusammenspiel von Inne- und Außenwelt
Komposition
> Handlungs-zusammenheit als Ganzes > Gliederung vom Ganzen zu Teilen > Funktionale Zuordnung der Szene zu Akt und Akt zu Drama > Lineare Abfolge des Geschehens
> Dominanz des Ausschnitts > Gliederung vom Teil zum Ganzen > Szenen haben Schwerpunkt selber > Variation und Kontrahierung von Szenen
Sprache
> Einheitlicher, an der Rhetorik ausgerichteter Sprachstil (Versform) > Dialog als Rededuell (Stichomytie) > Bewusstsein dominiert Sprache
> Pluralismus des Sprechens > Mischung der Stilebenen und der Ausdruckshaltung > Orientierung an der Alltagssprache > Dominanz der Sprache über das Bewusstsein
Geistlicher Hintergrund: > Religion spielt im Bürgertum eine wichtige Rolle > am Beispiel von Luise: Sie leistet einen Eid, das sie den Liebesbrief geschrieben hat, und bricht diesen nicht. Dies zeigt den großen Glauben an Gott, den sie nicht verärgern möchte, wenn sie den Eid bricht. > Für das Bürgertum ist Tugend und Vernunft die Hauptrolle/ das Wichtigste (Beispiel Vater Miller) > Religion ist im Adel keine wichtige Rolle > Sie untergehen Gott um an ihre Ziele zu kommen, am Beispiel des Eides mit Luise
6 von 16
Vermitteltes Weltbild/ Menschenbild : > Schiller zeigt die seine Probleme/ Missstände mit den Familienkonflikten, Standessproblemen und dem Absolutismus Vater
-> Familienkonflikt am Beispiel von Luise und ihrem Vater oder
-> Standessprobleme am Beispiel des gescheiterten Liebe zwischen dem Unterschied von Adel und Bürgertum -> Absolutismuskritik am Beispiel der Willkürherrschaft des Adels und
Ferdinand und seinem Luise und Ferdinand und der brutalen Staatsgewalt
> Schiller bringt hierbei seine eigenen Erfahrungen zu der Zeit des absolutistischen Kaisers mit in das Werk
Biographie Schillers 10.11.1759
Geburt Schillers in Marbach
1773
Aufnahme eines Jurastudiums an einer Militärakademie bei Stuttgart
1775
Schiller studiert Medizin
1777
Schiller arbeitet an den ersten Szenen der Räuber
1780
Abschluss der Militärakademie und Ernennung Schillers zum Regimentsarzt
1782 Uraufführung der Räuber in Mannheim, unerlaubte Teilnahme Schillers daran; zweiwöchige Arreststrafe und Schreibverbot; gemeinsame Flucht Schillers mit seinem Freund Streicher aus Stuttgart; Aufenthalt Schillers an verschiedenen Orten Deutschlands Dezember 1782 Aufnahme Schillers bei der Schriftstellerin Henriette von Wolzogen; erste Arbeiten an Kabale und Liebe 1783
einjährige Anstellung in Mannheim als Theaterdichter
1785
Aufnahme Schillers bei seinem Freund Körner
1787
langer Aufenthalt Schillers in Weimar; Schiller macht Bekanntschaft mit Herder und Wieland
1788 Schiller ist in Süddeutschland unterwegs und lernt Charlotte von Lengenfeld kennen; erste Begegnung zwischen Schiller und Goethe 1789 Schiller wird Professor für Geschichte an der Universität in Jena; große Begeisterung über seine Antrittsrede Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? 1790
schwere Erkrankung an einer Lungenentzündung
22.02.1790
Heirat Schillers mit Charlotte von Lengenfeld
1792
Schiller wird zum Ehrenbürger der Französischen Republik für sein Bühnenwerk Die Räuber
1793
Gründung der Zeitschrift Die Horen
1794
Begegnung Schillers mit Hölderlin, Fichte und Wilhelm von Humboldt
1795 Freundschaft Schillers mit Goethe wird immer stärker; reger Briefwechsel zwischen beiden; Beginn gemeinsamer Arbeiten; häufige Besuche Schillers in Weimar
7 von 16
1797
Entstehung zahlreicher Balladen im sogenannten "Balladenjahr" unter dem Einfluss von Goethe
1799
Vollendung und Uraufführung der Wallenstein-Trilogie
Dezember 1799
Übersiedlung Schillers nach Weimar; Mitarbeit am hiesigen Theater
1800
Maria Stuart wird vollendet
1802
Schiller wird geadelt
1804
Wilhelm Tell wird fertiggestellt
09.05.1805 1827
Tod Schillers
Beisetzung Schillers in der Weimarer Fürstengruft
Themen Schillers ♣ Abscheu gegen den herzoglichen Despotismus und die alltägliche schulische Unterdrückung o
Philosophen wie Rousseau oder Voltaire lieferten politische Begründung für Empörung
♣ Medizinische Ausbildung Schillers in drastischer Sprache mit körperbezogenen Bildlichkeiten in frühen Dramen sichtbar ♣ Freiheit und Verantwortung, sowie Verschwörungsmotive zentrale Themen
Entstehungsgeschichte des Dramas „Kabale und Liebe“ •
Literarische Einflüsse o
Otto von Gemmingen: „Der deutsche Hausvater“ ♣ Sohn eines Hausherren liebt Tochter eines Malers, bei dem er Zeichenstunden nimmt ♣ Vater möchte Tochter nicht über Standesgrenzen hinweg verheiraten ♣ Anderer Sohn des Hausherren soll gegen eigenen Willen beim Militär Karriere machen ♣ Wie „Kabale und Liebe“ Wechsel zwischen Palais der Adeligen und der Bürgerstube ♣ Stück endet jedoch anders als „Kabale und Liebe“ für alle Beteiligten glücklich
o
Gotthold Ephraim Lessing: „ Emilia Galotti“ ♣ Bürgerliches Trauerspiel ♣ Kritik an adeliger Lasterhaftigkeit und Willkür ♣ Bürgerliche Tugendvorstellungen aufgewertet, aber auch problematisiert
Näheres zu Emilia Galotti unter dem Aspekt Vergleichspunkte
8 von 16
Charakterisierungen :
! Luise Miller •
16 Jahre alt und schön
•
typisch bürgerliche Familieneigenschaften: starke Bindung zum Vater, besitzt die Fähigkeit zu lieben, sexuell rein, bürgerliches Selbstbewusstsein
•
gebildet (geht über ihren Stand hinaus) → befähigt, Bücher älteren Inhalts zu verstehen, spielt Klavier, spielt Schach
•
fest in ihrer Familie verankert → Vater beeinflusst Luise sehr → lehnt Ferdinands Fluchtpläne ab → befürchtet, dass ihr Vater zum Opfer der Rache des Präsidenten werden könnte → lässt sich von Wurm erpressen, den Brief zu schreiben → Vater daran beteiligt, den „Fängen des Präsidenten“ zu entkommen → lässt sich Selbstmordgedanken von Vater ausreden
•
ist sich ihres Standes und Probleme, die durch eine Beziehung mit Ferdinand auftreten würden, bewusst → Lösung: sie „entsagt ihn für dieses Leben“ und hofft auf eine Zeit, in der „die Schranken des Unterschieds einstürzen“
•
vertritt die Standesgrenzen → streng religiös erzogen → sieht Anspruch auf Ferdinand als Kirchenraub → Liebe würde „die Fugen der Bürgerwelt auseinander treiben und die allgemeine
9 von 16
ewige Ordnung zugrund stürzen“ → „schwere Sünderin“, weil ihre Gedanken in der Kirche bei Ferdinand waren •
religiöse Bildsprache welche ihr Handeln und Denken widerspiegeln → Lösung, um Standesgrenzen zu überwinden → Tod wird zum Liebesgott und Grab als Ort der Liebesvereinigung
•
Moralvorstellungen: Ehrlichkeit und Eidtreue → offenbart erst kurz vorm Tod die Wahrheit über Liebesbrief → musste bei Gott und Sakramenten schwören
•
sensibel, oft plagen sie „schreckliche Zukunftsvisionen“: sie sieht „einen Dolch über“ Ferdinand und ihr → ihr „wird auf einmal bange“
•
findet keinen Ausweg: egal was sie macht, sie ist eine „Verbrecherin“ → entweder verletzt sie ihren Vater, vernachlässigt Religion oder verletzt Ferdinand mit ihrem Handeln
•
einzige Empfindungen: Frömmigkeit und Liebe: „Der Himmel und Ferdinand reißen an meiner blutigen Seele“
Major Ferdinand von Walter •
20 Jahre alt
•
Sohn des Präsidenten → kann Hofkarriere machen → guten „militärischen Rang“
und „hat außerdem die Akademie besucht“ → musikalisch → lernt Flöte beim Miller → bemerkt Luise am Klavier
•
„schönster Mann“, „feurigster Liebhaber und witzigster Kopf“ → beliebt in
Gesellschaft und romantischer, begehrter Junggeselle → hat sich aber ein
bürgerliches Mädchen ausgesucht
•
bereit, aus den Standesgrenzen auszubrechen → Intrigen, Betrügereien zur
Machtergreifung → weiß über gewaltsame Machergreifung seines Vaters bescheid
•
kann Herkunft nicht leugnen → Eigenschaften höfischer Erziehung zeugen sich →
gibt (vor allem Luise) Befehle und erwartet, dass sie ausgeführt werden → Einwände und Widerspruch akzeptiert er nicht, sieht es als Verrat → als Luise seinen Fluchtplan ablehnt, wirft er ihr sofort einen Liebhaber vor
•
steht zwischen den Ständen → bereit dazu, bisheriges Leben aufzugeben → würde mit Luise in ein „Vaterland, wo ihn Luise liebt“ fliehen und „Grenzen wie Gebirge“ überwinden
•
hat keine Verbündete → lässt sich deswegen leicht von Wahrhaftigkeit der Intrigen überzeugen → versteht Andeutungen des Hofmarschalls nicht
•
Luise verkörpert seine Ideale (Natürlichkeit und Menschlichkeit)
•
er scheitert durch sein Egoismus und Machtgier → vergisst Menschlichkeit und
erhebt Anspruch auf Luise, vertraut ihr nicht → bringt sie und sich selber um
10 von 16
Ferdinand Luise im Vergleich Ferdinand
Louise
Ferdinand kommt aus gutem Hause, sein Vater ist
Luise kommt aus einer einfachen, bürgerlichen
Präsident und er selbst ist Major
Familie, ihr Vater ist Musiker
adelig, egoistisch, stürmisch, leidenschaftlich,
bürgerlich, tugendhaft, vernünftig, pflichtbewusst,
impulsiv, realitätsfern, eifersüchtig
fromm
er möchte mit Luise fliehen und so ein
Luise gibt Ferdinand für dieses Leben auf und hofft
gemeinsames Leben mit ihr anfangen
auf ein Wiedersehen im Jenseits
steht zwischen den Ständen, t weder in die
handelt und denkt ausschließlich bürgerlich, fest
adlige noch in die bürgerliche Welt
eingebunden in ihren Stand
hat ein eher abweisendes Verhältnis zu seinem
liebt ihren Vater über alles, ist bereit, aus Angst um
Vater, will nichts von ihm wissen, aufgrund der
ihn, nicht mit Ferdinand zu fliehen
Intrigen seines Vater liebt Luise seines Ideals wegen (Natürlichkeit,
liebt Ferdinand aufrichtig
Gleichklang der Herzen auch über die Standesgrenzen hinweg) glaubt an die Überwindbarkeit der Standesgrenzen,
sieht keine Möglichkeit darin, die Standesgrenzen
wäre bereit alles aufzugeben
zu überwinden, „entsag[t] [ihn lieber] für dieses Leben“
Lady Milford •
schön („in einem freien aber reizenden Negligee“)
•
Mätresse des Fürsten
•
eigentlich Johanna Norfolk → kommt aus England → mit 14 Jahren verwiesen,
nachdem beide Eltern aufgrund von Landesverrat getötet worden sind → musste sich mit Juwelenverkauf durchschlagen → Fürst aus Hamburg hat sie aufgenommen → einflussreich am Hofe → durch Menschlichkeit (auf ihre Bitten hin wurden Todesurteile zurückgezogen)
•
Adel, Machtpolitik und Verlogenheit sind ihr zuwider „schlechten, erbärmlichen Menschen“ → Soldatenhandel → denkt gerecht → will Erlös für Juwelen an Brandopfer zugute kommen lassen
•
repräsentiert sowohl Adel als auch Bürgertum → Zwiespalt zwischen Bedürfnis nach Liebe und Wohlstand → unglücklich → Geliebte eines Mannes, für den sie nichts empfindet aber ist umgeben von materiellem Reichtum
11 von 16
•
glücklich über Heirat mit Ferdinand → Liebe = Belohnung für Leid und Qualen der vergangenen Jahre → Liebe und Reichtum durch Ferdinand
•
unglücklich, weil sie nie mit einem Mann glücklich werden kann, der ihr „seine Hand nur gezwungen gab“ „worin sie ihn schmelzend ansieht“→ will ihn ihres Rufes wegen nicht ablehnen
•
eifersüchtig auf Luise → erhebt Anspruch auf Ferdinand → möchte sie bestechen und demütigen → materiell und hinterlistig → aber: ist von ihrer Unschuld, Ehrlichkeit und Selbstbewusstsein eingeschüchtert → diese will ihr Ferdinand freiwillig überlassen → Lady Milford merkt, wie egoistisch sie war → verlässt das Land und lässt alles hinter sich
Spiegelung der ständischen Konfrontation Die Welt des absolutistischen Hofes; die herrschende, die im Prunk lebende, die istrative
Präsident von Walter, am Hof eines deutschen Fürstenhof Ferdinand, sein Sohn, Major Hofmarschall von Kalb Lady Milford, Geliebte des Fürsten Wurm, Haussekretär des Präsidenten
Die Welt der Bürgerlichen; die unterdrückte, dienende, die der Untertanen
Miller, Stadtmusikant Dessen Frau Luise, dessen Tochter Sophie, Kammerjungfer der Lady Milford Ein Kammerdiener des Fürsten
Aufstellung der Personen in deren Verhältnis zur bestehenden Ordnung Präsident Hofmarschall Wurm Miller
Ferdinand Lady Milford Luise
Millers Frau
Sophie affirmative, erhaltende Funktion
Kammerdiener Sonderstellung
„revolutionäre“, verändernde, umstürzende Funktion
Unterstützende Ordnung Präsident und Wurm: haben Stellung durch Betrug und Verbrechen errungen Hofmarschall: sieht seine Existenzgrundlage durch Weiterbestehen des höfischen Lebens bestehen
Miller: Unordnung und Umsturz der Standesgrenzen bedeuten Chaos; bestehende Ordnung ist auch Gottes Ordnung, Mensch braucht äußeren Halt, wenn sein Leben aufrecht und anständig bestehen will Sophie: genießt das Leben im Salon → weiß wie das Leben in Armut und Elend ist (selber bürgerlich)
12 von 16
Umstürzende Ordnung Millers Frau: träumerische Vorstellungen für Luise → ihr geht es eigentlich um ihr eigenes Wohlergehen Kammerdiener: unmenschliches Handeln des Fürsten machen ihn zum Opfer → sein Sohn wurde als Soldat verkauft Lady Milford: einerseits: Verhältnis zum Fürsten hat ihr standesgemäßes Leben ermöglicht und ihr die Möglichkeit eröffnet, die Missstände am Hofe und Unterdrückung der Untertanen zu mildern → anderseits: sehnt sich nach Liebe
Ferdinand: klagt die Ungerechtigkeiten, Inhumanität, Amoralität der absolutistischen Ordnung an; kann keine individuellen Rechte (aufgrund seiner Stellung und Vaters) beanspruchen Sonderstellung Luises → akzeptiert ihren Stand innerhalb der Ordnung: religiös und starke Bindung zum Vater → stellt Ordnung in Frage: Liebe zu Ferdinand als Auslöser → Ausgeliefertsein: kann sich nicht von Gott, Eltern oder Ferdinand lösen → würde immer jemanden verletzten/zurücklassen
Aufstellung entsprechend dem inneren Konflikt Ferdinand Luise Frau Miller
Lady Milford
Präsident Wurm Miller
! Gegner der Liebesbeziehung Präsident und Wurm: beide verfolgen eigennützige Ziele → Präsident will durch Heirat Ferdinands mit der Lady Milford dem Fürsten einen Gefallen tun
→ Wurm hat ein Auge auf Luise geworfen → beide unterstützen sich gegenseitig
Miller: will Luise vor Enttäuschung und einer Zerstörung ihres Lebens bewahren,väterlicher Stolz und Beschützungsinstinkt: „Meine Tochter ist zu schlecht zu Dero Herrn Sohnes Frau, aber zu Dero Herrn Sohnes Hure ist meine Tochter zu kostbar, und damit basta! - Ich heiße Miller.“ , fürchtet Rache seitens des Adels
13 von 16
Befürworter der Liebesbeziehung
Luise sieht in der Liebe zu Ferdinand eine Fügung und Willen Gottes, Liebe hat tiefere Bedeutung → kann deshalb hier und jetzt verzichten → hofft auf eine Verbindung im Jenseits; Frau Miller stellt Wünsche über Realität
Zwischenstellung Lady Milford:
→ sieht in Verbindung mit Ferdinand Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen → möchte gegen Verbindung mit Luise vorgehen
→ aber Luises Tugend überzeugt Lady Milford von ihrer „Ehre“ → verzichtet auf Ferdinand und Position am Hof
Sprachliche Besonderheiten in Kabale und Liebe: > Es gibt im Werk 3 unterschiedliche Sprachstile Bürgerlicher Sprachstil
- derber Sprachstil - nennt Dinge lieber direkt beim
Her Miller
Namen
- Bsp.: „Willst du dein Maul halten“(S.9; Z.29-30), „ Schier dich zum Satan“(S.7; Z.22) Höfischer Sprachstil
Präsident
- Befehlsform - Arrogant - Aufgesetzte Ausdrucksweise
Liebenden Sprachsiel
Ferdinand
- Spricht mit großer Leidenschaft - Aber losgelöst von Realität und der aktuellen Situation
- Bsp.: „Ich schaue durch deine Seele, wie durch das klare Wasser dieses Brillanten“(S.19; Z.15-18) > Frau Miller und Sekretär benutzen den Bürgerlichen und den höfischen Sprachstil, jedoch verwendet Frau Miller den Höfischen Sprachstil falsch und der Sekretär richtig, da er am Hofe arbeitet. >Luise verwendet den Liebenden Sprachstil, jedoch ist ihrer Realitätsnaher und schlichter. Zudem kann sie den Höfischen Sprachstil auch, wie man im Gespräch mit Lady Milford erkennen kann. > Lady Milford verwendet eine Mischung aus Höfischem und Liebenden Sprachstil. > Mit diesen verschieden Sprachstielen fällt es dem Leser leichter zu unterscheiden, wer zu welcher sozialen Ordnung gehört.
14 von 16
Generationskonflikt Konflikt Ferdinand- Präsident von Walter → Präsident von Walter verkündet Heirat mit Lady Milford, obwohl er von Ferdinands Gefühlen zu Luise weiß → Machtbesessenheit: feste Stellung am Hofe des Fürsten rücksichtslose & gefühllose Verhalten: Intrige mit Wurm → Liebe = unwichtig und nicht ausschlaggebend für den machthungrigen Vater → distanzierte Beziehung, keine wirkliche Vaterliebe Konflikt Luise – Vater Miller → Luise hat freie Gattenwahl → zwei Bedingungen des Vaters: Tugend (sexuelle Freiheit nicht missbrauchen) und Vernunft (ender Ehepartner für Familie) → zuerst Wurm, aber später erfüllte er nicht seine Vorstellungen: unvernünftig, durch den Vater an Luise heranzukommen → Ein Liebender, der nicht im Stande ist seine Interessen bei der geliebten Frau selbst zu betreiben, ist für ihn ein „Hasenfuß“, für den „keine Luisen gewachsen“ sind. → Ferdinand = untugendhaft → Gattenwahl eingeschränkt obwohl eigentlich freie Gattenwahl gegeben war → Luise entscheidet sich für Vater und gegen prunkvolle Leben am Hofe → hält Vorstellungen ein → Vaterliebe und starke Bindung
Standeskonflikt
→ Bürgertum grenzt sich vom Adel ab: Moralvorstellungen → Miller: Heirat zwischen Ferdinand und Luise unmöglich → würde gegen Tugendvorstellung verstoßen → Präsident: Ferdinand soll Karriere nicht für bürgerliches Mädchen opfern → Ferdinand will Schranken durchbrechen → Luise: Liebe in dieser Welt nicht verwirklichbar → Scheitern der Liebe liegt an den unterschiedlichen Ständen der beiden Hauptpersonen → Standesschranken symbolisieren Abstand zwischen Wirklichkeit und Realität.
Vergleichspunkte: Biographie Gotthold Ephraim Lessing •
Gotthold Ephraim Lessing wird am 22. Januar 1729 als Kind einer Pastorenfamilie
•
ab 1746 Theologie und Medizin in Leipzig, bricht aber 1748 sein Studium ab, um nach Berlin zu gehen.
•
1755 veröffentlicht Lessing zusammen mit seinem Freund Medelssohn und Friedrich Nikolai Briefe zur neuesten Literatur.
•
Lessing widmet sich mehr und mehr der Literatur widmet und arbeitet als freier Schriftsteller
•
1767 wird er Dramaturg und Berater am Hamburger Nationaltheater. Dort wird auch Lessings Stück "Minna von Barnhelm" uraufgeführt.
•
1772 schreibt er sein Stück "Emilia Galotti"
•
1776 heiraten Lessing und Eva König
•
1777 stirbt ihr neugeborener Sohn, wenige Wochen später stirbt auch Eva am Kindbettfieber
•
Trotz verschlechternden Gesundheitszustandes schließt Gotthold Ephraim Lessing seine Arbeit an seinem letzten Stück "Nathan der Weise" 1779 ab
15 von 16
•
Am 15. Februar 1781 stirbt Lessing an einem Hirnschlag in Braunschweig
Lessing: Emilia Galotti: Gotthold Ephraim Lessing schrieb Emilia Galotti als bürgerliches Trauerspiel. Dieses Stück in fünf Aufzügen wurde am 13. März 1772 im Opernhaus zu Braunschweig uraufgeführt. Der Epoche nach ist Emilia Galotti der Aufklärung zuzuordnen. Das eigentliche Vorhaben, dieses Stück vollkommen vom Staatsinteresse isolieren zu wollen und den eigentlichen Fokus auf die Liebe zu legen, ist Lessing nicht gelungen, denn Emilia Galotti gilt bis zum heutigen Tage als politisches Drama. Im Zuge der Handlung werden der drastische Konflikt und das ungleiche Verhältnis zwischen dem herrschaftlichen Adel und dem aufgeklärten Bürgertum deutlich. Die Hauptperson dieses Stückes ist der Prinz Hettore Gonzago, sein Diener Marinelli, die bürgerliche Emilia Galotti, deren Mutter und Vater Odoardo. Eine neu entflammte Liebe und eine Intrige Marinellis sollen Emilia in die Hände des Prinzen treiben. Marinellis Intrige kostet Emilias Zukünftigem und schlussendlich auch ihr das Leben. Emilias Mut, ihre Reinheit und Entschlossenheit führen Sie in den Tod.
Kabale und Liebe
Kabale und Liebe
Emilia Galotti Emilia bürgerlich
Luise bürgerlich
Vater: Offizier
Vater: Stadtmusikant
Ständekonflikt
Ständekonflikt
Intrige: Marinelli
Intrige: Wurm
Tod: von Vater ermordet
Tod: Ferdinand vergiftet Luise und sich
16 von 16